Kunststoff in der Gastronomie – Der Kaffee ToGo und warum ich mit mehreren Mehrwegbechern Auto fahre.
- dianabaustein
- 25. Juli
- 3 Min. Lesezeit

Vor einigen Woche habe ich mich mit dem Thema intensiv beschäftigt, seitdem hat sich mein Fokus verändert.
Einweggeschirr und Kunststoffabfall – Zahlen und Fakten
Weltweit wurden 2022 ca. 400 Mio. Tonnen Plastik produziert, 56% des jemals hergestellten Plastiks wurden nach 2000 produziert. Und es baut sich erst im Laufe von einigen Jahrzehnten (PET-Flasche 450 Jahre) wieder ab, es ist also alles noch da. Mit steigender Menge und Umweltbelastung durch Abfall, Mikroplastik und CO2-Ausstoß. Und ja, es sind Plastikflasche, Lebensmittelverpackungen, Verpackungen und Becher von Take-Away-Essen und Getränken. Auch die Wattestäbchen sind unter den Top 10.
Maßnahmen
EU-Maßnahmen durch die Einwegkunststoffrichtlinie (2019/904) zielen auf Reduzierung, Recyclingquoten, Verbote bestimmter Einwegkunststoffe und Förderung von Mehrwegsystemen ab. Seit 2019 mit Umsetzungsfristen Mitte 2021 bis Ende 2024, die Menge steigt leider trotzdem immer weiter. Aktuell ist die Europäische Verpackungs-Verordnung EU-VerpackV (PPWR) VO 2025 / 40 als Bestandteil des European Green Deal mit Fristen ab 2026 bis 2030 in der Umsetzung.
Befestigen der Verschlüsse an Flaschen, Kennzeichnung von Artikeln, die Kunststoff enthalten mit dem rot-blauen-Zeichen sind die Maßnahmen, die man im Alltag sieht. Es geht auch um Recycling, Verbot bestimmter Einweg-Kunststoffe, die erweiterte Herstellerverantwortung und weitere.
Mehrweg-Angebotspflicht
Es dürfen in DE nicht in den Verkehr gebracht werden: Kunststoff, Einweg: Teller, Besteck, Trinkhalme, Getränkebecher und Lebensmittelbehälter aus Styropor. [3]
Die Menge an Kunststoff-Einweg-Bechern soll generell vermindert werden. Dazu ist seit Januar 2023 der Letztvertreiber verpflichtet, auch eine Mehrwegalternative anzubieten, z.B. der Bäcker oder der Schnellimbiss, der am Ort des Inverkehrbringens die Ware hineinfüllt, z.B. den Kaffee. Ausnahmen sind kleine Unternehmen mit einer Verkaufsfläche von weniger als 80qm, diese können stattdessen auch anbieten, in vom Kunden mitgebrachtem Geschirr abzufüllen. Es muss in beiden Fällen mit einem Hinweis deutlich sichtbar darauf hingewiesen werden. [4]
Mehrwegsysteme nutzen Kunststoffgeschirr mit Pfand und Rückgabesystemen. Hier gibt es auf dem Markt einige Anbieter.
Die Umsetzung – eine Herausforderung
Die Umsetzung ist bisher eher schleppend. Mache Betriebe haben tatsächlich eine durchdachte Mehrwegalternative, die nach einzelnen Aussagen von Kunden nur schleppend genutzt werden, einige haben die Alternative irgendwo im Lager liegen und vorne einen kleinen Aufkleber an der Theke.
Die Gründe sind wahrscheinlich vielfältig. Kosten und Umstände für den Unternehmer, gerade keine Zeit und vielleicht ein Hinweisschild zu viel für den Kunden. Vielleicht sind auch die Zuständigkeiten der Behörden für die Durchsetzung nicht klar - sind die Lebensmittelüberwachung oder die Umweltämter zuständig? Ich fahre aktuell auch mit Mehrwegbechern im Auto herum, in der Hoffnung, mal irgendwo einen Kaffee zu holen, mit dem System dessen Becher ich habe – und dann auch gerade mit genommen habe.
Hygienische Anforderungen für Unternehmer
Für die Unternehmer ergeben sich hier auch weitere Anforderungen zu Hygiene. Der Einwegbecher ist „nur“ sauber und geschützt vor nachteiliger Beeinflussung zu lagern, fertig.
þ Mehrwegbecher müssen auch einwandfrei gereinigt werden.
þ Die Rücknahme und Aussortierung der von Kunden möglicherweise kontaminierten oder zweckentfremdet benutzten Behältern muss so erfolgen, dass keine Kontamination des sauberen Umfelds erfolgt.
þ Das Abfüllen in kundeneigene Behälter muss so erfolgen, dass ein möglicherweise nicht sauberer Behälter nicht die Hände, den Auslaufhahn der Kaffeemaschine oder Arbeitsflächen verunreinigen kann.
þ Das alles sollte in Ihrer Gefahrenanalyse im Rahmen Ihres HACCP-Plans betrachtet sein.
þ Und Ihre Mitarbeiter müssen wissen, worauf es hier ankommt.
Hierzu gibt es Leitblätter des Lebensmittelverbandes Deutschland und die DIN SPEC 91510, die Empfehlungen und den Stand der Technik zur Umsetzung beschreiben.
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Wir sind gerne für Sie da! Wir finden gemeinsam Ihre individuelle Lösung!
Schleifenbaum Food Safety Consulting
Tel: 0151/ 42428951
Quellen
Bild: ChatGPT
[1] Eurostat, Plastikmüll nimmt zu: Recyclingquote bleibt global niedrig | taz.de, Complexities of the global plastics supply chain revealed in a trade-linked material flow analysis | Communications Earth & Environment
[2] Statista, EarthWatch Institute
[3] Einwegkunststoffverbotsverordnung - EWKVerbotsV
[4] §§ 33 und 34 Verpackungsgesetz (VerpackG)
[6] Lebensmittelverband Deutschland, Merkblatt „Mehrwegbehältnisse“, Merkblatt „Pool-Geschirr“



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